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Tradingideen

Trump stellt die Börsen auf den Kopf

Vanyo Walter ist seit Juni 2023 Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.

FR: Herr Walter, wie stark hat die jüngste Zollpolitik von Donald Trump die Märkte wirklich verändert?

Vanyo Walter / Robomarkets: Trump hat die Märkte regelrecht aufgeschreckt. Seine harte Gangart im Zollkonflikt bringt das globale Gleichgewicht aus dem Takt. Die Botschaft ist klar: Die USA sind bereit, eine Phase wirtschaftlicher Schmerzen zu akzeptieren – mit der Hoffnung, am Ende als Sieger aus dem geopolitischen Preiskampf hervorzugehen. Das hat die globale Wirtschaft verunsichert, bestehende Lieferketten in Frage gestellt und die Investoren in klassische „Risk-off“-Positionen getrieben.

FR: Welche Folgen sehen Sie kurzfristig für Investoren und Unternehmen?

Walter: Kurzfristig ist die Unsicherheit der größte Gegner. Riskante Anlagen verlieren an Attraktivität, die Risikoprämien steigen – was sich besonders auf die Bewertung von Aktien und Unternehmensanleihen auswirkt. Gleichzeitig explodieren die Spreads an den Kreditmärkten. Aber: Wer flexibel bleibt, kann auch profitieren. Die angekündigten Investitionsprogramme – etwa in Infrastruktur oder Rüstung – und wahrscheinliche Zinssenkungen eröffnen neue Spielräume.

FR: Kommt es durch diese Entwicklung zu einer dauerhaften Marktveränderung?

Walter: Absolut. Die Globalisierung, wie wir sie kennen, bekommt Risse. Volkswirtschaften werden sich stärker regional orientieren. Neue Warenströme, neue Machtverhältnisse und veränderte Abhängigkeiten zeichnen sich ab. Das ist nicht nur ein temporärer Schock – das ist ein Strukturwandel. Unternehmen, die schnell reagieren und sich strategisch neu positionieren, könnten zu den großen Gewinnern zählen.

FR: Sehen Sie konkrete Risiken für eine Rezession – in den USA oder in Europa?

Walter: Ja, das Rezessionsrisiko ist deutlich gestiegen – nicht nur in den USA, wo bereits Stagflationsgefahren bestehen, sondern auch in Europa. Besonders Deutschland ist anfällig. Sollte der Zollstreit weiter eskalieren, könnten wir noch dieses Jahr in den Schrumpfungsbereich rutschen. Die Stimmungsdaten sprechen eine deutliche Sprache. Die Euphorie rund um Investitionspakete ist längst wieder verpufft – was fehlt, sind echte Strukturreformen.

FR: Was bedeutet das für die Geldpolitik und das Zinsumfeld?

Walter: Die Märkte preisen inzwischen deutliche Zinssenkungen ein. Die Renditen sind tendenziell gefallen, die Zinskurven deutlich steiler geworden. Das bringt Bewegung ins Spiel, vor allem auf den Anleihemärkten. Unternehmensanleihen könnten – trotz Risikoaufschlägen – davon profitieren. Langfristig dürfte sich die Inflationsrate bei etwa zwei Prozent stabilisieren, was für etwas mehr Planbarkeit sorgt. Dennoch: Die Volatilität wird bleiben.

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