Der größte Fondsanbieter der Welt zweifelt die Nachhaltigkeit des KI-Hype an. Auch bei Gold werden manche Experten skeptisch. Platzt im Herbst eine Blase?
Der Start in den September war womöglich ein Vorgeschmack auf das was noch kommen könnte. Die Aktien von Nvidia beendeten den ersten Handelstag des Monats mit dem höchsten Tagesverlust in Dollar, den jemals ein Unternehmen hingelegt hat. „Nie zuvor hat man gesehen, dass der Unternehmenswert eines Konzerns binnen Stunden um 279 Milliarden US-Dollar dahinschmolz“, rechnet Jürgen Molnar vom Aktienbroker RoboMarkets vor. Passend dazu war bei Nvidia die Einschätzung von Blackrock, wonach in einigen neueren Studien bezweifelt werde, dass die Einnahmen aus KI allein die Investitionswelle in die Technologie rechtfertigen würden.
Nvidia war bis vor wenigen Wochen gefragt wie nie zuvor und auch Gold erreichte zuletzt Rekordhöhen. Mit einer einfachen Formel lässt sich sogar eine Goldrally bis auf 3200 Dollar ableiten. Doch so einfach funktioniert Börse eben nicht. Ganz oben auf der Wunschliste der Anleger stehen am Aktienmarkt natürlich Titel, die stark steigende Umsätze bei gleichzeitig weit überdurchschnittlichen Margen bieten. Nur wenige Unternehmen können dies vorweisen, Nvidia gehört zu den Ausnahmen. Vor wenigen Tagen präsentierte der Chipgigant erneut eine Traumbilanz, doch am Markt dominierte die Enttäuschung. „Nvidia wurde Opfer seines eigenen Erfolgs. Nach 3000 Prozent Kursgewinn in den vergangenen fünf Jahren lag die Messlatte einfach zu hoch, Preis und Wert passten nicht mehr zusammen“, findet auch Stefan Riße von Acatis. Das bedeutet natürlich nicht das Ende des KI-Booms. Aber es ist wichtig, den immer höheren Kurszielen der Analysten nicht blind zu folgen. Auch wer kein BWL-Studium absolviert hat, kann nachvollziehen, dass bei Margen von über 50 Prozent die Konkurrenz hellhörig wird und die Preissetzungsmacht angreift.
Nvidia war überzogen
Nvidia mag einen technologischen Vorsprung haben. Aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis andere Unternehmen ein immer größeres Stück vom Kuchen abhaben wollen. Auch bei Gold schien der Weg nach oben vorgezeichnet. Mit dem jüngsten Rekordhoch glänzt das Edelmetall wieder auf den Titelseiten der einschlägigen Börsenmedien, es wird zum Einstieg getrommelt. Asset-Manager wie Amundi verzeichneten zuletzt starke Zuflüsse in Technologie wie auch in Produkte, die direkt oder indirekt am Goldpreis hängen. Argumente für steigende Kurse sind schnell zur Hand. Auslöser für den jüngsten Preissprung sind zunehmende Spekulationen darüber, wie aggressiv die Fed in den kommenden Monaten die Zinswende einleiten wird. Die Frage ist also nicht mehr, ob die Zinsen sinken, sondern nur noch wie schnell.
Weiter fallende Opportunitätskosten sind erfahrungsgemäß ein ideales Umfeld für das zinslose Edelmetall. So führte in den vergangenen 25 Jahren eine Leitzinssenkung der Fed um 25 Basispunkte einem durchschnittlichen Anstieg des Goldpreises um gut sechs Prozent. „An den Terminmärkten sind bis zum Jahresende rund 100 Basispunkte an Zinssenkungen eingepreist“, so Experte Molnar. Da in diesem Zeitraum nur drei Fed-Zinssitzungen anstehen, dürfte einmal sogar ein großer Schritt von 50 Punkten dabei sein. Bis Ende 2025 soll der Leitzins sogar bei nur noch drei Prozent liegen. „Gold würde dann, wenn die Daumenregel weiterhin gilt, bei rund 3.200 US-Dollar den Besitzer wechseln“, so Franz-Georg Wenner von IndexRadar. „Bloß sind dies reine Rechenspiele“.
Zinsen sind ein Biest
Denn Zinssenkungswetten an den Terminmärkten sind jedoch alles andere als ein verlässlicher Indikator. Ende 2023, also vor acht Monaten, galt 2024 als das Jahr der zahlreichen Zinssenkungen ab dem Frühjahr. Es kam anders. Und auch jetzt bereitete Powell den Markt nur auf eine Zinswende vor. Hinweise auf die Marschroute danach gab es nicht, da die Fed weiterhin datengetrieben agiert. So könnte sich der eingepreiste Zinssenkungspfad erneut als viel zu optimistisch erweisen. Der deutlich überverkaufte Dollar deutet dies bereits an. Wenig überraschend stiegen auch die Netto-Long-Positionen der spekulativen Anleger zeitgleich mit dem Rekordhoch bei Gold auf knapp 200.000 Kontrakte und damit auf den höchsten Stand seit fast viereinhalb Jahren. Natürlich profitiert das Edelmetall von einer möglichen Zinswende, doch diese ist bereits eingepreist. Genauso wie die hohen Wachstumsraten bei Nvidia. Wenn also alles ganz sicher und logisch scheint wird es Zeit genau hinzuschauen und Skepsis walten zu lassen.