
Vanyo Walter ist Managing Director bei der RoboMarkets Deutschland GmbH.
Daniel Saurenz: Herr Walter, der ifo-Index ist nun zum siebten Mal in Folge gestiegen – wie viel Substanz steckt hinter diesem Optimismus?
Vanyo Walter / Robomarkets: Es ist auf jeden Fall ein bemerkenswerter Trend. Aber wir sollten klar unterscheiden: Der Optimismus kommt vor allem aus den Unternehmen – nicht aus den Haushalten. Während sich die Geschäftserwartungen stabilisieren, bleibt das Konsumklima eher verhalten. Vieles basiert derzeit noch auf Hoffnung, weniger auf greifbarer Dynamik.
Daniel Saurenz: Welche Rolle spielt dabei die neue Investitionsoffensive der Bundesregierung und die Initiative „Made for Germany“?
Vanyo Walter: Psychologisch ist der Effekt durchaus spürbar. Unternehmen sehen zumindest wieder politische Handlungsfähigkeit. Auch wenn von den angekündigten 631 Milliarden Euro nur ein Bruchteil wirklich neue Investitionen sind, signalisiert das Projekt ein Umdenken – weg vom reinen Krisenmodus. Ob diese Mittel tatsächlich Innovationen anstoßen, bleibt allerdings abzuwarten.
Daniel Saurenz: Auf europäischer Ebene richtet sich der Blick auf die EZB. Ist der Zinssenkungszyklus schon vorbei?
Vanyo Walter: Das ist noch offen. Die Entscheidung im September wird zur knappen Kiste. Die Inflation ist stabil, das Wachstum intakt – viel spricht dafür, dass die EZB erst einmal abwartet. Sollte sie doch noch einmal senken, dann wohl, um ihre Projektionen langfristig abzusichern. Aber viele im EZB-Rat sehen die Zinsen bereits jetzt auf neutralem Niveau.
Daniel Saurenz: Wie passt das zur aktuellen Marktlage in Europa?
Vanyo Walter: Die Diskrepanz zwischen Aktienkursen und Unternehmensgewinnen wird größer. Das Bewertungsniveau im DAX ist inzwischen überdurchschnittlich – ohne dass die Gewinnschätzungen nennenswert steigen. Für Anleger bedeutet das: Vorsicht beim Einstieg auf aktuellem Niveau, denn neue Impulse müssen jetzt aus der Realwirtschaft kommen.
Daniel Saurenz: Was heißt das für die Strategie von Investoren?
Vanyo Walter: Wer langfristig denkt, sollte selektiv bleiben. Europa hat strukturelle Chancen – gerade mit dem Infrastrukturpaket und dem leichten Reformimpuls. Aber kurzfristig ist viel Positives schon eingepreist. Geduld ist gefragt, und ein wacher Blick auf die kommenden Unternehmenszahlen, insbesondere aus Industrie und Konsum.