Wie hoch die Nervosität derzeit am Aktienmarkt ist, zeigte sich gestern eindrucksvoll an der Reaktion der Wall Street auf die Ergebnisse der US-Notenbanksitzung und die anschließende Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell. So schnell wie es gut zwei Prozent mit den Indizes nach oben ging, so schnell ging es auch wieder runter. Aber das ist auch kein Wunder, wenn Anleger zu Beginn des Jahres noch bis zu sechs Zinssenkungen erwarteten und sich gestern schon damit zufrieden geben mussten, dass Powell zumindest die Option einer Zinserhöhung vom Tisch gefegt hat.
Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Gerade wenn man bedenkt, dass sich die Indizes in New York und Frankfurt trotz dieser um fast 100 Prozent gedrehten geldpolitischen Erwartungen weiter in der Nähe ihrer Allzeithochs aufhalten, kann man sehr viel Verständnis dafür zeigen, dass Anleger jetzt erst einmal nach Orientierung suchen. Diese Suche bedeutet Volatilität in einem Börsenmonat Mai, in dem die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen nach dieser Rally so hoch sein dürfte wie lange nicht.
Die nächsten beiden Bewährungsproben stehen dem Markt heute Abend mit den Apple-Quartalszahlen und morgen Nachmittag mit dem Arbeitsmarktbericht aus den USA für den April bevor. Bei Apple könnte es wie beim anderen schwächelnden Kandidaten der Glorreichen Sieben, Tesla, laufen und die Aktie nach zuletzt fast nur negativen Nachrichten und einem intakten Abwärtstrend durchaus Bereitschaft für einen Turnaround zeigen.
Die Zahlen könnten sehr viel besser als die geringen Erwartungen des Marktes ausfallen und damit auch den gesamten Technologiesektor mit einem guten Gefühl ins Wochenende entlassen. Denn die Arbeitsmarktdaten morgen um 14:30 Uhr dürften nach den schon am Boden liegenden Zinsfantasien ebenfalls mehr Überraschungspotenzial in positiver Richtung mit sich führen.