Smartphone-Hersteller und auch der PC-Markt verdauen noch immer ihr schwächstes Jahr seit langem. Die Aktie von Apple machte die Kursparty des Januars auch nicht wirklich mit. Müssen wir uns vom großen Apple-Hype für immer verabschieden?
So sieht erst einmal keine Feierlaune aus: Für die Smartphone-Industrie hat das Marktforschungsinstitut IDC die Zahlen für das Jahr 2022 zusammengetragen. 1,21 Milliarden Einheiten gingen über die Ladentheke, was die niedrigste Auslieferungszahl seit 2013 darstellt. Die Smartphone-Lieferungen gingen im Jahresvergleich mit 2021 um 11,3 Prozent zurück. Für Apple ist dies nicht gerade ein Traumumfeld und mit der Apple-Aktie ist es auch so eine Sache. Für die einen ist der Konzern eine Cash-Maschine, für andere seit jeher zu teuer. „Dann diskutieren gewichtige Anleger wie Warren Buffett, ob Apple überhaupt noch ein Tech-Konzern ist oder nicht eher der Gruppe „Value“ zuzuordnen sei“, bringt Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets eine nicht unwichtige Frage ins Spiel.
Gegenwind von zwei Seiten
Wer nun gedacht hätte, dass mit dem Ende der Corona-Krise die Wirtschaft wieder so richtig ins Laufen kommt, sieht sich schwer getäuscht. Viel Geld wurde ausgegeben und nun fehlt es in zahlreichen Branchen oder Konsumenten halten sich im unsicheren Umfeld einfach zurück.
Der PC-Markt verzeichnete mit einem Minus von 16,5 Prozent sogar einen stärkeren Rückgang der jährlichen Lieferungen, aber die Stückzahl der ausgelieferten Geräte war auf historischer Basis immer noch stark. Mit rund 292 Millionen ausgelieferten PC-Einheiten im Jahr 2022 liegt die Branche immer noch weit über dem Niveau vor der Corona-Krise. Die Smartphone-Verkäufe sind dagegen auf ein Niveau gefallen, das zuletzt erreicht wurde, als das iPhone 5 auf den Markt kam.
Weihnachten kann Smartphone-Verkäufe nicht ankurbeln
Zu dem schwachen Jahr 2022 hat auch das Weihnachtsquartal beigetragen. Die Auslieferungen im vierten Quartal gingen weltweit um 18,3 Prozent zurück. Das war der größte Rückgang in der Smartphone-Ära für ein einzelnes Quartal. „Das hat es noch nie gegeben, dass die Smartphone-Lieferungen in einem Weihnachtsquartal niedriger waren als im Vorquartal“, sagte Dennis Austinat, Deutschland-Chef von Trive, der internationalen Multi-Asset-Plattform.
Eine schwächere Nachfrage und hohe Lagerbestände führten jedoch dazu, dass die Anbieter ihre Lieferungen drastisch kürzen mussten, ergänzte Austinat. Große Rabatte hätten dazu beigetragen, dass die Lagerbestände abgebaut wurden, aber das Wachstum an neuen Auslieferungen konnte dadurch nicht angekurbelt werden.
Apple bleibt die Nummer 1
Apple war laut IDC-Daten mit 72,3 Millionen Einheiten der führende Anbieter von Smartphones im vierten Quartal. Aber während der Marktanteil des Unternehmens für das Quartal von 23,1 Prozent im Vorjahr auf 24,1 Prozent stieg, verzeichnete Apple im Vergleich zu diesem Zeitraum immer noch einen Volumenrückgang von knapp 15 Prozent. Apples größte Wettbewerber verzeichneten noch stärkere Rückgänge. Samsung landete auf Platz 2 mit 58,2 Millionen Einheiten und verzeichnete im Jahresvergleich einen Volumenrückgang von 15,6 Prozent. Xiaomi als drittgrößter Smartphone-Hersteller auf Platz 3 erlebte einen Einbruch um 26,3 Prozent.
Apple warnte im November davor, dass es mit geringeren Auslieferungen seiner iPhone 14 Pro- und iPhone 14 Pro Max-Geräte als zuvor rechne, da der Lieferant Foxconn unter den drastischen Corona-Beschränkungen in China gelitten hat.
Bisher kam man einigermaßen durch
Ende Oktober übertraf Apple mit seinen Quartalsdaten die Erwartungen des Marktes. Damals sprang die Aktie wie auch bei der Vorlage der Bilanz im Juli am nächsten Tag kräftig an. „Die Messlatte für das Weihnachtsquartal liegt aufgrund der Feiertage wie immer höher“, erklärt Ricardo Evangelista, Senior Analyst bei ActivTrades. „Demnach soll in den Büchern ein Umsatz von 122,3 Mrd. Dollar stehen, was deutlich über dem Vorquartal von 90 Mrd. Dollar und leicht unter dem Vorjahreswert von 124 Mrd. Dollar liegen würde“, ergänzt Evangelista.
Im Januar rechnete der Markt bei Apple mit Erlösen von gut 400 Mrd. Dollar und 6,17 Dollar Gewinn je Aktie. „Das daraus abgeleitete KGV von 23 bewegt sich ungefähr in der Mitte der Spanne seit 2017, die Apple-Bewertung ist somit weder günstiger noch hoch, sie liegt eher im Niemandsland“, so Experte Austinat von Trive. Daher wundert es nicht, dass die Apple-Aktie 2022 ganz ordentlich in einem zeitweise desaströsen Markt aussah, im Januar jedoch bei der Erholung eher weiter hinten lag.
Jetzt schon an Weihnachten denken
Auch von technischer Sicht drängt sich aktuell noch kein Einstieg auf, da der Kurs unter seiner fallenden 200-Tage-Linie läuft. Richtung Süden begrenzen aber zugleich einige bewährte Nachkaufzonen um 115 bis 130 Dollar das Risiko. Anleger kaufen daher besser ein Capped-Bonus-Zertifikat wie der WKN VV9JJN (Vontobel), denn dort ist dennoch bis Jahresende eine Rendite von 14 Prozent möglich, sofern die Aktie nicht die 30 Prozent tiefer liegende Barriere von 100 Dollar berührt. Die Chancen, kurz vor den Feiertagen im Dezember den Bonus zu kassieren, sind somit recht gut.