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Tourismus –verspielen Firmen ihr Image?

Lufthansa oder Airbnb können sich über ihre Kursperformance der letzten Monate nicht beschweren. Doch wer Unternehmen mit starker Marke bevorzugt, sollte aufpassen.

Wenn der Staat einem Unternehmen zur Hilfe eilen muss, dann ist die Perspektive nur in ganz seltenen Fällen berauschend. So war es bei der Commerzbank seit dem Jahr 2008 und auch die Rückkehr in den DAX ist eher der Schwäche anderer und der Erweiterung des Index auf vierzig Titel geschuldet denn der ureigenen Stärke der Bank. Ganz böse spiegeln es die Aktienkurse von Firmen wie Uniper oder TUI wieder. Während in den USA die Aktie von booking.com auf Fünfjahressicht trotz aller Turbulenzen bestens aussieht, ist die TUI auf traurigem Level angelangt und kann sich kaum erholen. „Der Einstieg des Staates könnte der entscheidende Hinweis gewesen sein, dass TUI wohl auch in den nächsten Jahren zu den Aktien gehören dürfte, die man lieber nicht im Depot haben will“, analysiert Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets die für Aktionäre enttäuschende Lage. 

Airline in volatilem Umfeld

Gleiches galt lange für die Lufthansa, wobei dort die staatliche Intervention nur ein Mosaikstein in einer Reihe schlechter Faktoren war. Auf fünf Jahre gesehen zeigt auch die Airline ein dickes Minuszeichen im Kurs, doch zuletzt ging es fabelhaft nach oben. Von 5,5 Euro seit Oktober 2022 verdoppelte sich die Aktie so schnell wie ihr Chef Spohr neue Preiserhöhungen verkündete. Klar, der Airline-Markt ist momentan ein Verkäufermarkt. Im gleichen Atemzug wie die Aktie steigt verprellt die Lufthansa jedoch ihre treuen Kunden. So hat man sich auf der Langstrecke beispielsweise nach Südafrika den Billigairlines angepasst und berechnet den Kunden extra Gelder für einen Gin Tonic an Bord. 

Service am Boden

Die Verlegung von Flügen scheint Standard geworden zu sein ebenso wie die Hotline zwar in Personalstärke verbessert wurde, in der Qualität der Informationen und Hilfe oft aber mangelhaft ist. Viele lang eingesessene Lufthansa-Kunden bestätigen, dass sie die Airline nur noch aus Mangel mitunter an Alternativen nutzen. So nutzt die Lufthansa die Marktlage für sich effizient aus, der Verlust an Kundenbindung und ihr Annähern beim Service an Billigairlines dürfte ihr im nächsten Käufermarkt jedoch auf die Füße fallen. Denn die Differenzierung erfolgt dann nicht mehr über das frühere Mehr an Qualität, sondern nur noch über den Preis. Und da sind beispielsweise arabische Airlines oft besser. Hinzu kommt, dass man in Sachen Rückerstattung von Kundengeldern unzumutbar lange brauchte und dies in Reiseforen eines der Top-Themen war. Viele Rückzahlungen stornierter Flüge aus der Corona-Zeit sind noch immer nicht gelöst. 

Airbnb war und ist teuer

Bei US-Konkurrenten war der Kursverlust während der Corona-Phase nicht so stark wie bei der Lufthansa, auch kam Airbnb natürlich ohne Staatsgelder aus. Die Kritik auch bei Airbnb wird jedoch von Kundenseite auch lauter. So streicht man satte Margen bei seinen Buchungen ein, lässt sich sein Angebot gut bezahlen. Vergleiche mit booking.com zeigen, dass die gleichen Unterkünfte dort sehr häufig günstiger zu haben sind. Mancher Airbnb-Vermieter überlasst die Marge auch nur beim ersten Mal dem Konzern und verhandelt die Folgebuchung lieber direkt mit dem Kunden. Nicht immer ganz legal, doch übliche Praxis, die Airbnb Geld kostet. „Diese Faktoren sehen auch die Anleger, weshalb die Aktie trotz Aktienmarktrally nicht richtig in die Gänge kommt“, so Experte Molnar. 

Augen auf bei Highflyern

Für Anleger bedeutet dies, dass sie bei den gehypten Tourismus-Aktien aufpassen sollten. Die Inflation macht das gesamte Leben teurer und irgendwann wird womöglich wieder beim Reisen gespart. „Erhebungen zeigen, dass die Ersparnisse aus den Corona-Jahren exakt jetzt aufgebraucht sind“, sagt Stefan Riße, Autor des Buchs „Die Inflation kommt“. Dennis Austinat, Deutschlandchef der Multi-Asset-Plattform Trive, fügt hinzu, dass „ein transparentes und einfaches Buchungssystem, gutes Beschwerdemanagement und eben auch eine hohe Kundenbindung bei Firmen aus dem Tourismusbereich ein echter Wert sein können“. Gesucht ist also eine Firma, die hohe Preise durchsetzen kann und gleichzeitig eine Zufriedenheit wie Apple bietet. Davon scheinen Lufthansa und Airbnb ein gutes Stück entfernt. Der Kurs und die Buchungen werden am Ende zeigen, ob dies stimmt. 

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