Die Aktienmärkte sind in freiem Fall. Vor allem Tech-Aktien kollabieren. Hervorragend!
So etwas hat man lange nicht gesehen. Der Fear & Greed-Index in den USA notiert ebenso wie unser Sentiment-Indikator von Feingold Research auf absolutem Ausverkaufslevel. Die Stimmung ist so schlecht wie seit März 2020 nicht mehr. Für mutige Anleger bedeutet dies – das Chance-Risiko-Verhältnis ist so gut wie lange nicht. Denn endlich bekommt man für eine Sache nicht nur Wert, sondern bezahlt auch günstigere Preise.
Stimmung im Keller
„Stimmungsindikatoren sind eine gute Hilfe das Tief eines Marktes auszuloten. Je mehr man verfolgt, desto klarer wird das Bild, das Auskunft über die Positionierung gibt“, erklärt Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Und das Prinzip ist klar. Je größer der Pessimismus, desto wahrscheinlicher wird es, dass der Markt eine Wende nach oben vollzieht, und umgekehrt je höher der Optimismus, desto größer die Gefahr einer Korrektur. Ende 2021 war unser Indikator auf Top-Level, der Markt war also massiv überkauft – hier nachzulesen auch unter unserer Kolumne „2021 wird kein lustiges Börsenjahr“.
Denn ist die Stimmung sehr gut, rechnet die überwiegende Mehrheit ja mit steigenden Kursen und hat das Geld bereits investiert. So fehlt zukünftige Kaufkraft für weiter steigende Kurse. Sitzen die Anleger hingegen auf Cash, weil sie mit fallenden Kursen rechnen, ist das Kaufkraftpotenzial hoch, wenn der Wind sich dreht. Nur selten erreichen die Stimmungsindikatoren Extremwerte, gemessen an ihrer Historie. Deshalb ist es gefährlich, auf solche Werte zu warten, weil man leicht die Rallye verpassen kann.
Doch es gibt diese Momente, wo Extremwerte bereits erreicht sind und die Kurse selbst bei diesen starken Kaufsignalen noch weiter fallen. Das passiert immer dann, wenn die Ereignisse auch ein Umdenken der „hartgesottenen“ Anleger, wie Börsenlegende André Kostolany sie nannte, stattfindet. Denn wenn es heißt, dass Anleger ausverkauft haben, dann ist das nur die halbe Wahrheit. „Verkauft haben die „zittrigen“, um im Bild zu bleiben“, so Kapitalmarktexperte Molnar. Franz-Georg Wenner von Indexradar ergänzt, dass „Irgendjemand die Aktien im Ausverkauf auch gekauft hat“. Das eben sind die starken Hände.
Stefan Riße, Kapitalmarktstratege bei Acatis, erklärt, dass „manchmal es auch ganz einfach wirtschaftliche Zwänge oder Stopp-Loss-Marken sind, die erreicht werden, die weitere Verkäufe auslösen“. Das war zu beobachten beim Platzen der Internetblase, nach dem Lehman-Crash, in der Corona-Krise und gegenwärtig übrigens ganz offenbar auch bei einigen Krypto-Spekulanten. Nebenbei gesagt entpuppt sich der Krypto-Markt aktuell einmal mehr als extrem pro-zyklisch, von sicherem Hafen kann keinerlei Rede sein.
Der Mix aus Krieg, Lockdowns in China und Zinserhöhungen inmitten einer Konjunkturabkühlung hat nun dafür gesorgt, dass der Markt abermals überverkauf ist. Seit Wochen deuten die Stimmungsindikatoren auf eine Erholung hin, doch geht es tatsächlich immer weiter abwärts. Mit einem Unterschied – jetzt ist endlich die grausam schlechte Stimmung vom März 2020 erreicht. Und der Sommer 2020 wurde bekanntlich ein guter…