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Tradingideen

Im DAX droht ein Sommerloch – Trumps „Big Beautiful Bill“ mit Risiken

Jürgen Molnar ist Kapitalmarktstratege beim Broker Robomarkets.

Über das anstehende Wochenende werden die weltweiten Investoren versuchen, zwei Nachrichten der vergangenen 24 Stunden richtig einzuordnen und zu interpretieren: zum einen den Arbeitsmarktbericht aus den USA und zum anderen Trumps „großes, schönes Gesetz“, das am Donnerstag die letzte Hürde genommen hat. Der US-Präsident dürfte es nun am symbolträchtigen Nationalfeiertag unterschreiben und in Kraft setzen.

Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.

Zinssenkung im Juli vom Tisch

Was den Arbeitsmarkt in den USA angeht, ist dieser zwar noch zu stabil für schnelle Zinssenkungen, sorgt aber entsprechend für leichten Konjunkturoptimismus und lässt die Sorgen vor einer Rezession in der weltweit größten Volkswirtschaft schwinden. Mit 147.000 neu geschaffenen Stellen im Juni und einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Juli auf null. Präsentiert sich die US-Wirtschaft über den Sommer weiterhin so robust, könnte es im ungünstigsten Fall auch nur noch eine Senkung in diesem Jahr als Zeichen des guten Willens geben.

Angst vor steigenden Renditen

Man könnte jetzt meinen, die Unternehmen seien nicht mehr auf Zinssenkungen angewiesen, wenn sie mit dem „Big Beautiful Bill“ Steuererleichterungen bekommen. Doch die Milchmädchenrechnung geht nicht auf, wenn durch eine unkontrollierte Haushalts- und Schuldenpolitik die Glaub- und Kreditwürdigkeit der USA leidet und die Anleiherenditen steigen. Auch wenn die Reaktion am Anleihemarkt bislang noch verhalten ist, besteht das Risiko, dass langfristig die Kurse fallen und die Zinsen steigen, was Gift für den Aktienmarkt wäre.

Anleger sind schon wieder gierig

Aktuell überwiegt noch der Optimismus, vor allem aber schon wieder die Gier am Aktienmarkt, wie am Fear & Greed Index von fast 80 Punkten abzulesen ist. Die Kehrtwende am Aktienmarkt könnte von der Saisonalität kommen, die zwar noch für einen guten Juli, dann aber mit dem August und September für eine Durststrecke spricht. Für die Anleger in Frankfurt heißt es derweil, weiter auf den Ablauf der Zollfrist am kommenden Mittwoch zu warten und auf ein Abkommen und/oder eine Verlängerung der Pause zu hoffen. Bis dahin dürfte sich der DAX schwer damit tun, aus dem Sommerloch unter 24.000 Punkten herauszukommen.

USA schließen Handelsabkommen … mit Vietnam!

Hier sorgte zur Wochenmitte eine Schlagzeile kurzfristig für Optimismus. Ob diese allerdings ausreicht, einen generellen Stimmungswandel in der Wirtschaft und am Finanzmarkt herbeizuführen, bleibt äußerst fraglich. Washington hat doch tatsächlich ein Handelsabkommen mit Vietnam geschlossen. Vietnam! Hier müssen bis Mittwoch noch sehr viel größere Brocken aus dem Weg geräumt werden, um das Thema von der Agenda und den Deckel vom Aktienmarkt zu nehmen.

Nvidia-Manager machen Kasse

Die Rally in der Nvidia-Aktie ging in der abgelaufenen Woche eindrucksvoll weiter. Eine Meldung ließ allerdings aufhorchen: Während sich die Analysten in ihrem KI-Optimismus und damit auch in den Kurszielen für die Aktie weiter überboten, verkaufte der Chef des Unternehmens erstmals seit September wieder Aktien. Allein im Juni trennte man sich in der gesamten Führungsetage von Anteilen im Wert von 500 Millionen Dollar. Auch wenn viel von geplanten Veräußerungen und einem berechtigten Interesse, auch mal Kasse zu machen, gesprochen wird, bleibt in solchen Fällen immer der fade Beigeschmack und die Frage, ob das Management mehr weiß als der Markt.

Was passiert in der kommenden Woche?

Im sowohl kalendarischen als auch thematischen Mittelpunkt der kommenden Woche steht sicherlich das Ende der Schonfrist für die reziproken Zölle der USA gegen den Rest der Welt, die Trump Anfang April ankündigte, um sie ein paar Tage bis zu eben jenem 9. Juli zu pausieren. Allen voran geht es darum, ob bis dahin ein Kompromiss, ein Abkommen oder etwas Ähnliches mit der Europäischen Union erzielt oder zumindest eine Verlängerung erreicht wird. Ein tatsächliches Inkrafttreten der Zölle ist zwar eher unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Jede Verlängerung der Unsicherheit birgt die Gefahr eines tieferen Sommerlochs, in das der DAX fallen könnte. An absehbaren Terminen bleibt es dagegen sehr übersichtlich: Die australische Notenbank tagt am Dienstag, Neuseeland folgt am Mittwoch. Ebenfalls am Mittwochabend wird das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht.

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