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Tradingideen

KI hat mehr als Nvidia und Super Mikro

Während der DAX zuletzt ein neues Rekordhoch erreichte, gehören Energieaktien zu den wenigen Verlierern der letzten Monate. Doch die schlechte Performance ist eher als Chance zu sehen, die Branche bietet mit das größte Aufholpotenzial.

Die Energieversorgung wird auch in den nächsten Jahren ein Dauerthema bleiben. Zwar verbrauchen Maschinen und Geräte immer weniger Energie, aber gleichzeitig steigt ihre Zahl rasant an. In den Städten sieht man immer weniger Fahrräder, E-Bikes und E-Scooter dominieren das Bild. Im Technologiesektor hat der Hype um künstliche Intelligenz die Kurse vieler Aktien in die Höhe getrieben. Zu den größten Profiteuren zählte Nvidia mit einem Plus von rund 230 Prozent 2023 und nochmal 60 Prozent on top 2024 bis Mitte Februar. „Aber auch andere US-Tech-Schwergewichte wie Alphabet und Microsoft entwickelten sich 2024 mit gut 50 Prozent sehr gut“, so Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Dessen Anleger haben in ihren professionellen Copy-Portfolios bei Aktien selbstredend auch die TOP-US-Titel parat. Ganz anders übrigens als beim deutschen SBroker, bei dem alte deutsche Industrie und desaströse Titel wie Bayer noch immer weit oben zu finden sind laut Auswertung.

US-Wachstumstitel legten 2023 also um gut 30 Prozentpunkte stärker zu als Substanzwerte. Die Aussichten für eine Fortsetzung der Outperformance sind auch im kommenden Jahr gut. Unterstützt werden die Aktien von der Aussicht auf sinkende Zinsen. Auch die sich abzeichnende Wachstumsschwäche ist eher positiv zu werten. Unternehmen, die in einem solchen Umfeld hohe Gewinnwachstumsraten erzielen, werden an der Börse in der Regel mit einem Bewertungsaufschlag gehandelt.

Cloud braucht Strom

Dabei wird oft vergessen, dass moderne Technologien wie Cloud Computing und künstliche Intelligenz große Rechenzentren benötigen, die viel Strom verbrauchen. Ganz zu schweigen von Elektrofahrzeugen. Anleger sollten sich daher nicht nur auf die direkten Profiteure der KI-Revolution konzentrieren, sondern auch auf die heimlichen Gewinner des Booms wie Energiewerte. „Da gleichzeitig die Weltbevölkerung weiter wächst, steigt die Nachfrage nach elektrischen Geräten, was den globalen Energiebedarf weiter in die Höhe treiben dürfte. Fossile Energieträger werden zwar in den nächsten Jahren langsam an Bedeutung verlieren, gleichzeitig müssen aber neue Quellen erschlossen werden“, so RoboMarkets-Experte Molnar.

An der Börse belastete vor allem der jüngste Ölpreisverfall die Branchenwerte. Im S&P 500 gehört der Energiesektor mit Verlusten von sieben Prozent zu den wenigen, die 2023 im Minus notierten.  Auch die vor gut einer Woche beschlossene freiwillige Produktionskürzung der OPEC+-Staaten um 2 Mio. Barrel pro Tag für das erste Quartal 2024 verpuffte wirkungslos. Sorgen um Angebotsengpässe sehen anders aus. Im Gegenteil: Mit rund sechs Millionen Barrel pro Tag exportieren die USA derzeit so viel Öl der Sorte WTI wie nie zuvor. Und die Nachfrageseite zeigt sich trotz schwelender Konjunktursorgen überraschend stabil.

Die OPEC als bisher wichtigster Preissetzer verliert zunehmend an Einfluss, mit den USA bestimmt eine neue Ölmacht, wie teuer das Autofahren wird. „Inzwischen liegt die US-Ölproduktion mit gut 13 Millionen Barrel pro Tag nur noch knapp unter dem Rekordhoch, das kurz vor dem Corona-Schock erreicht wurde. Der Fracking-Boom steuert nach 2015 und 2019 auf einen dritten Höhepunkt zu, den auch Saudi-Arabien und Russland zu spüren bekommen“, hat Jürgen Molnar ausgerechnet.

Dennoch könnte eine unsichtbare Preisuntergrenze auf dem Ölmarkt langsam erreicht sein. Das US-Energieministerium kündigte im Oktober an, Öl für die strategische Reserve zu einem Preis von 79 Dollar pro Barrel oder weniger zurückzukaufen. Im vergangenen Jahr hatte Washington mit 180 Millionen Barrel den bisher größten Verkauf aus der strategischen Ölreserve getätigt, um den weltweiten Preisanstieg infolge des Krieges in der Ukraine abzufedern. Dazu passt die saisonale und technische Ausgangslage. WTI drehte bereits mehrfach im Bereich von 65 bis 70 Dollar nach oben und tendiert in der Regel ab Mitte Dezember bis in den Frühsommer hinein fester. Die Monate Oktober und November sind dagegen häufig schwach, die jüngsten Verluste waren daher wenig überraschend.

Die Chancen für eine Trendwende bei den Energieaktien im Jahr 2024 stehen also gut, zumal die Bewertung sehr attraktiv ist. „Mit einem KGV auf Basis der Gewinnschätzungen für die nächsten zwölf Monate von 10,2 ist kein anderer Sektor im S&P 500 so günstig bewertet wie der Energiesektor. Zum Vergleich: Der Gesamtmarkt wird mit einem Faktor von rund 22 gehandelt. Dementsprechend hat der Energiesektor auch das größte Kurspotenzial gemessen an den durchschnittlichen Zielen der Analysten“, so der RoboMarkets-Analyst.

Aktien von Ölkonzernen wie Exxon Mobil kosten derzeit so wenig wie 2007, dabei will der Dino die Ergebnisqualität deutlich steigern und mehr Geld in Aktienrückkäufe stecken. Neue Wachstumsperspektiven bietet der kürzlich angekündigte Einstieg in die Lithiumförderung. Auch Unternehmen, die im Bereich der erneuerbaren Energien tätig sind, wie NextEra, könnten in einem breit diversifizierten Depot passen. Mit minus 30 Prozent seit Jahresbeginn gehört die Aktie zu den großen Enttäuschungen. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass die Verlierer des Vorjahres im Folgejahr zu den Gewinnern zählen auch wenn es bis Februar erstmal noch hieß – KI und sonst wenig.

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