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Das neue ETF-Angebot beim Bitcoin macht die Kryptowährung vermeintlich salonfähig. Eingefleischte Fans träumen von irren Kurszielen. Oder ist das alles nur heiße Luft?

Mit dem Bitcoin ist es ähnlich wie mit Bayern München, den Grünen oder veganem Essen – entweder man mag es oder man lehnt es ziemlich stark ab. Es gibt wenige Akteure am Finanzmarkt, die eine neutrale Haltung zu Kryptowährungen haben. Eingefleischte Fans sehen den Bitcoin erst am Anfang einer großen Geschichte und träumen von Kurszielen bei einer Million US-Dollar. Skeptiker argumentieren mit heißer Luft und im Grunde einem Kursziel von null. Das Schöne am Finanzmarkt ist, dass man regelmäßig ablesen kann, wer gerade recht hat oder den besseren Riecher hatte. Obwohl wir im Börsendienst bei Feingold Research auch eher zu den kritischen Begleitern des Bitcoin gehören, nutzen wir ihn als Basisinstrument häufig und können nachvollziehen, dass die Fangemeinde groß ist. Denn unbestritten ist die Kursentwicklung eine Erfolgsgeschichte. Welcher Basiswert kann in den vergangenen zehn Jahren schon über eine solch starke Gewinnserie zurückblicken?

Träumer und Pessimisten

Und auch wenn am Argument durchaus etwas dran ist, dass der Bitcoin einen inneren Wert von null hat, sprechen Preise um 40.000 Dollar eben eine klare Sprache. Ein innerer Wert von null bedeutet dabei, dass er im Prinzip ein Aufbewahrungs- und Tauschmittel ist. Gold kann immerhin noch industriell und für die Schmuckfertigung eingesetzt werden, verfügt aber auch über einen extrem hohen Aufschlag weil eben sehr viele an die Wertbeständigkeit von Gold glauben. Fragt man jedoch viele gerade jüngere Anleger, so glauben sie auch an Bitcoin als wertbeständiges Vehikel.

Es gibt daher Argumente für beide Seiten. Die Träumer auf der einen oder die Pessimisten auf der anderen Seite aber pauschal als Trottel abzuqualifizieren wäre völlig falsch. Wir halten es in unserem Börsendienst so, dass wir den Bitcoin regelmäßig besprechen, technisch analysieren und fundamental abklopfen. Wer nicht daran glaubt, darf ihn selbstredend ignorieren. Wie aber sieht der Status Quo aus, da die ETFs in den USA genehmigt wurden?

SEC blamiert

Begonnen hat es im Januar mit einer ironischen Note. Denn seit Jahren führt die US-Börsenaufsicht SEC die mangelnde Sicherheit und Manipulationsanfälligkeit des Bitcoin als Hauptargument gegen die Kryptowährung an. Zwei Tage, bevor die Behörde grünes Licht für ETFs gab, wurde der offizielle X-Account der SEC gehackt und eine Zulassung gemeldet. Offenbar haben die Mitarbeiter selbst dringenden Schulungsbedarf in Sachen Sicherheitsstandards. Nachdem der Bitcoin nun an der Wall Street angekommen ist – und wo er nach Vorstellung der Anhänger der Idee eigentlich nie sein sollte – dürften sich auch institutionelle Investoren zunehmend für die Münze interessieren.

Gerade die erste Kursreaktion nach unten zeigte aber auch, dass der Bitcoin ein sehr spekulatives Instrument bleibt. Was übrigens auch für abgeleitete Basiswerte wie die Plattform Coinbase gilt, auf deren Aktien man mit Hebelpapieren des Emittenten Morgan Stanley spekulieren kann. Natürlich gab es beim Bitcoin nach Bekanntgabe der ETFs die bekannte „Buy the rumor, sell the fact“-Reaktion. Aber auch Besonderheiten wie der Verkaufsdruck über den Grayscale Bitcoin Trust. Seit 2013 können dessen Anteile gehandelt werden, ein Umtausch in Bitcoin ist aber erst seit wenigen Tagen möglich. Entsprechend wurden die Papiere mit einem hohen Abschlag zum inneren Wert gehandelt, der zeitweise im zweistelligen Prozentbereich lag.

Mit der Umwandlung in einen ETF wurde der Abschlag nahezu über Nacht aufgeholt und es kam wenig überraschend zu Gewinnmitnahmen. Grundsätzlich bleibt der Bitcoin aber gut unterstützt. „Mitte April steht mit dem Halving der nächste wichtige Termin an. Die Anzahl Bitcoins, die ein Miner für jeden gefundenen Block erhält, halbiert sich von 6,25 auf 3,125 Bitcoins“, so Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets, dessen professionelle Kunden ebenfalls Bitcoin traden können und dies 2024 wieder vermehrt tun. Mit der sinkenden Belohnung wird das Geschäft für einige Miner unattraktiver, so dass tendenziell weniger Münzen auf den Markt kommen.

Heiß gehandelt

Trifft das sinkende Angebot auf eine unverändert robuste oder sogar steigende Nachfrage, kann diese Verknappung den Preis nach oben treiben. Dies war zumindest in der Vergangenheit der Fall: Nach den bisherigen drei Halbierungen kletterte der Bitcoin jeweils auf Rekordstände. Wer langfristig beim Bitcoin dabei sein möchte, hat bei Banken wie Vontobel mit Papieren wie der WKN VU14ZV die Möglichkeit, sein Engagement zum Beispiel mit Faktor zwei zu hebeln. Riskant ist dies natürlich ebenso wie chancenreich. Wobei per se für Bitcoin das gleiche gilt wie bei Aktien: Auch hier gilt es auf die Stimmung zu achten. Wenn der Bitcoin in den nächsten Wochen als sichere Wette für Kursgewinne gehandelt wird, ist Vorsicht angesagt.

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