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Immobilien und Aktien haben ebenso wie Staatsanleihen Jahre der Party hinter sich. Die Inflation ruiniert die Stimmung und Anleger suchen das Weite. Bloß – wohin mit dem Geld?

Der Aktienmarkt 2022 hat ein paar unangenehme Fakten parat, die ein desaströses Aktienjahr untermalen. Knapp 4.000 Zähler fehlen im DAX ausgehend vom Rekordhoch. In den USA haben viele Titel an der Technologiebörse Nasdaq Kursverluste zwischen 50 bis 80 Prozent zu verzeichnen. Selbst Dickschiffe wie Meta, Nvidia oder Amazon, die an Börsenplätzen wie Gettex als Basiswerte sehr beliebt sind, zeigen sich merklich angeschlagen. In diesem Umfeld will kaum jemand Aktien haben, dies wird von der höchsten Cash-Quote bei Fondsmanagern ebenso illustriert wie von der ausgesprochen hohen Absicherungsquote am Markt. 

Vorläufer beachten

Die meisten wissen, dass die Realwirtschaft böse landen könnte und der Vorlaufindikator Immobilienmarkt in den USA signalisiert darüber hinaus, dass auch der Arbeitsmarkt 2023 Probleme bekommen sollte. Denn die US-Notenbank gibt Vollgas. „Der August-Bericht zum US-Verbraucherpreisindex deutet darauf hin, dass sich der Rückgang der Inflation in den USA über einen längeren Zeitraum erstrecken wird,“ glaubt Tiffany Wilding, Ökonomin für Nordamerika bei Pimco. „Der Weg zu einer sanften Landung wird immer schmaler und eine Rezession in den USA in den nächsten zwölf Monaten ist wahrscheinlicher, als das keine Rezession eintritt“.

Inflation überall

„Lebensmittel, Mieten, Möbel, Gebrauchtwagen – noch sind die Preiserhöhungen auf breiter Front zu sehen“, führt Stefan Riße von Acatis aus. Da die US-Notenbank den Zins bis Anfang 2023 über vier Prozent schieben sollte und auch die EZB in Europa restriktiv agiert, preisen viele Investoren eine Rezession als de facto zu erwarten ein. Industrietitel leiden in den USA wie auch in Deutschland. Die Daten der Smartbrokers zeigen, dass im DAX mit Bayer, Post, BASF, Allianz, Münchner Rück, Vonovia, Siemens, BMW, VW, Mercedes und Telekom sowie EON fast ein Dutzend Titel Dividendenrenditen von vier Prozent oder mehr aufweisen und gleichzeitig die KGVs ausgesprochen niedrig sind. Wohlgemerkt auf den Status Quo, denn sowohl in Europa wie auch den USA sollten die Unternehmensgewinne merklich sinken und das KGV damit automatisch anziehen. 

Vergleich zu anderen Krisen

„Als Anleger sollte man dennoch nicht den Fehler machen und mit einem vorsichtigen Einstieg warten bis alle Nachrichten wieder besser sind. Denn die Börse schaut mindestens sechs Monate voraus“, macht Jürgen Molnar von RoboMarkets etwas Hoffnung. Und in der Tat ist die Lage gegenwärtig ein pures Desaster für Aktienfreunde. Wirtschaftlich war es jedoch im März 2009 ebenso gruselig wie im März 2020 zum Höhepunkt der Corona-Lockdowns. Genau zu jenen Zeitpunkten in den dunkelsten Stunden markierten DAX und S&P 500 ihre Tiefs. Die Herausforderung für die kommenden Wochen ist also, den Tiefpunkt von Stimmung wirtschaftlichen Prognosen zu finden. Denn genau dann dürften die Märkte drehen – und Anleger müssen dann parat stehen. 

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