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Anfang Februar fehlten nur noch wenige hundert Punkte bis der DAX eine neue Bestmarke markiert hätte. Gerade Neulinge auf dem Parkett sollten aber genauer hinschauen. Denn nüchtern betrachtet kann die Erfolgsgeschichte des deutschen Aktienmarktes eher dürftig ausfallen. Wenn man es dumm erwischt.

Während Volkswirte noch darüber rätseln, wie kräftig wohl die sich anbahnende Rezession ausfallen könnte, sind Anleger schon wieder in Feierlaune. Dem DAX fehlen rund fünf Prozent bis zum Rekordhoch. Ob es dann wieder eine Torte auf dem Parkett geben wird, wissen wir nicht. „Fakt ist aber, dass man die satten Aufschläge seit Januar nicht so fortschreiben sollte“, erklärt Dennis Austinat, Deutschlandchef der Multi-Assetplattform Trive. Ein wenig Demut sei angebracht, denn in einem normalen Börsenjahr seien acht Prozent bereits eine ordentliche Ausbeute. 

Zumindest, wenn man den omnipräsenten DAX Performance-Index als Grundlage nimmt. Doch es gibt Unterschiede zu den international bekannten Indizes. „Denn Dow Jones, Nasdaq 100, CAC 40 und EuroStoxx 50 sowie fast alle anderen Indizes haben eine Gemeinsamkeit: Im medialen Fokus steht jeweils der Kursindizes, beim DAX ist es der Performance-Index, der die Dividendenausschüttungen berücksichtigt“, so erklärt Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Der DAX nimmt also unter den stark beachteten Börsenbarometern eine Sonderrolle ein. „Dies mag ein kleiner Dividendenunterschied sein, der aber oft unterschätzt wird“, so Molnar.

Dividenden machen den Unterschied

Wer unglücklich im Jahr 2000 eingestiegen ist, kaufte den DAX Kursindex damals bei knapp 6300 Punkten. Aktuell steht das Barometer wieder bei 6300. Bedeutet: In 23 Jahren haben jene Anleger nichts verdient. Von Vermögensverlusten aufgrund der Inflation wollen wir erst gar nicht anfangen. Selbst mit dem völlig Recht kritisierten Sparbuch wäre etwas mehr drin gewesen. Zugegeben, man musste allerdings schon sehr viel Pech und einen einmaligen Kaufzeitpunkt erwischt haben, um derart mau auszusehen.

Aber wie steht es um den DAX Performance-Index? 8100 Punkte wurden Anfang 2000 aufgerufen, macht unter dem Strich gut 90 Prozent Plus oder 3,5 Prozent pro Jahr. Die Bedeutung der Dividende wird meist belächelt, zeigt sich langfristig mit diesem Beispiel aber besonders deutlich. Vor allem bei den europäischen Indizes, die eine höhere Verzinsung aufweisen als die amerikanischen Barometer. „Fast die Hälfte der Rendite rührt von der Dividende her“, so Experte Austinat.

„Vergleicht man DAX Performance-Index und S&P 500 Kursindex seit 2000, liegt der US-Indizes mit gut vier Prozent pro Jahr bereits knapp in Führung“, erklärt Ricardo Evangelista, Senior Analyst bei ActivTrades. „Etwa 6,5 Prozent sind es, wenn die zum DAX korrespondierende Performance-Variante des US-Barometers herangezogen wird“, ergänzt Evangelista. 

Tech-Aktien pushen US-Indizes

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn bis Anfang 2015 lagen DAX und S&P 500 noch gleichauf. Erst seit rund acht Jahre geht die Schere zu Gunsten der Amerikaner deutlich auseinander. Damals begann allmählich der Siegeszug von Apple, Alphabet, Microsoft und Meta. Mit der starken Performance nahm auch die Gewichtung der Tech-Titel zu, ein sich selbst verstärkender Effekt setzte ein. In Deutschland sucht man hingegen neue Tech-Pioniere vergeblich, was sich nun besonders deutlich in der Performance niederschlägt. Und wenn man sie findet, dann gehören sie eher zur zweiten oder dritten Liga und finden sich demzufolge in MDAX oder TecDAX. 

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